Obwohl der „kalte Krieg“ überwunden schien, der „clash of civilization“ nicht gekommen und der Kampf der Kulturen nicht statt gefunden hat, wenden sich unsere Politiker nicht ab von einem Paradigma der Ausgrenzung, „Entweder - Oder“, „Wir und die Anderen“. Die „Dämonisierung des Anderen“ scheint mit der „Ignoranz dem Anderen gegenüber“ Hand in Hand zu gehen. Und bei der Absicherung von lebensnotwendigen Ressourcen setzt sich das Prinzip „Macht schafft Recht“ zunehmend durch und es droht ein neuer „kalter Krieg“ um Rohstoffe.In Deutschland verteidigen wir unsere Freiheit und inzwischen mehr noch unsere Interessen auch am Hindukush und beugen uns der Maxime „wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Doch gilt auch heute noch „nichts ist gut in Afghanistan“.Seit über 10 Jahren versuchen wir uns weltweit auf ein neues Paradigma in der internationalen Zusammenarbeit zu verständigen bei dem es im „Dialog der Kulturen“ um Einbindung und Gleichstellung, um Teilhabe, Machtstreuung, individuelle Verantwortung und themenorientierte Kooperationen geht.Warum kündigt unser Bundespräsident jüngst auf der Sicherheitskonferenz der NATO in München an, dass Deutschland sich den Problemen in unser globalisierten Welt mit mehr militärischem Einsatz widmen wird, wenn die Mehrheit der Bevölkerung militärische Auslandseinsätze ablehnt, sehr wohl aber für ein stärkeres internationales Engagement stimmt?Kann sich unser Bundespräsident mit seinem ureigenen, persönlichen Hintergrund unter Zuhilfenahme der in unserer Gesellschaft immer noch tief verwurzelten Überzeugungen von „Nie wieder Krieg“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ nicht dafür einsetzen, unsere wirtschaftliche Stärke und Einflussmöglichkeiten für neue Wege zu nutzen, die sich am Paradigma des Dialogs der Kulturen orientieren? Warum nutzen wir unsere Dankbarkeit für über 60 Jahre Frieden und unser ökonomisches Potential nicht dafür, Tausende von syrischen Bürgern bei uns aufzunehmen und zu beherbergen, bis sie hoffentlich erholt und gestärkt in der Lage sind, ihr Land wieder aufzubauen oder bei uns eine neue Lebensperspektive zu entwickeln?Heißt Verantwortung nicht auch, nachdem wir die deutsche Freiheit am Hindukusch verteidigt haben, den ehemaligen afghanischen Mitarbeitern der Bundeswehr selbstverständlich und ohne massiven medialen Druck, Asyl und Schutz in unserem Land auf eine menschwürdige Art und Weise zu gewähren, schnell und unbürokratisch?!Aus der Arbeit der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission konnten wir lernen, dass es gelingen kann, durch Einheit statt Spaltung, Versöhnung statt Vergeltung, Wahrheit statt Lügen und Gerechtigkeit statt Straffreiheit eine Werteordnung substantiell zu verändern bzw. neu aufzubauen. „Wenn wir über unsere jüngere Weltgeschichte nachdenken, stimmt die Stille traurig, die manchmal diejenigen umgibt, die über die Ethik der Gewalt gegen Gewalt, des Tötens gegen das Töten, des Blutvergießens gegen das Blutvergießen hinausgehen wollten und das auch taten.“ (Kofi Annan)Zugegeben, es erfordert größten Mut, nach Möglichkeiten zu suchen, die wir vielleicht noch nicht ausprobiert oder noch nicht entdeckt haben, es erfordert Verstand und Stärke, der Erste zu sein, der die Richtung ändert. Zeichen des Neuanfangs zu setzen kann daher nicht von denjenigen erreicht werden, die nur zu Boden schauen oder nur wiederholen können, was andere sagen. Einen Neuanfang können nur die erreichen, die bereit sind, als Erste die Richtung zu ändern und erhobenen Hauptes in die Zukunft blicken.Ist Deutschland nicht in diesem Sinne prädestiniert, seine internationale Verantwortung stärker wahrzunehmen? Unser Dank gilt all den Filmemachern, die mit ihren Teams häufig mit hoher persönlicher und finanzieller Risikobereitschaft, kreativ und kunstvoll uns Einblicke über die globalen Dimensionen von Problemen, Gefahren, Herausforderungen und Lösungen für das Zusammenleben auf unserem gemeinsamen Planeten vermitteln.Besonderer Dank gebührt auch der Jury, die sie gleich kennen lernen werden, die, wie man hört, in ihrer heterogenen Zusammensetzung wunderbar respektvoll und freundlich miteinander umgegangen ist und sich in der Arbeit aufgeschlossen, transparent und flexibel gezeigt hat. Ihnen und Euch vielen Dank!Uns Studierende und Ärztinnen und Ärzte der IPPNW eint das Misstrauen gegenüber dem Konzept der Ausgrenzung des Feindes, die positive Einschätzung der vielfältigen Formen von Macht in der heutigen Welt, das Gefühl, derselben Menschengattung auf demselben Planeten anzugehören, die Verantwortlichkeit und Berechenbarkeit füreinander sowie das Wissen, das jeder Hoffnungen und Werte mit vielen anderen über Grenzen hinweg teilt. Wir versuchen durch unsere Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, nationale und internationale Projekte und auch durch die Unterstützung für den Friedensfilmpreis – an dieser Stelle Dir, liebe Ulla, eine dicke Umarmung und herzlichen Dank - immer mehr Frauen und Männer unserer Zivilgesellschaft dazu zu bewegen, „kulturell sensibel“, „politisch besorgt“ und „sozial engagiert“ zu sein. Dabei hoffen wir auch auf Ihre Unterstützung.
Freuen Sie sich nun gleich, gemeinsam mit mir, auf anregende, berührende Eindrücke und neue Impulse für unser Handeln durch den diesjährigen Friedensfilm „We Come as friends“.